Als Nürnberger Eier wurden früher Taschenuhren mit Federwerk und einer ovalen Form bezeichnet. Nürnberg beherbergte damals die weltweit besten Handwerker und Feinschmiede. Es handelt sich bei den Nürnberger Eiern um in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts besonders in Frankreich und Deutschland hergestellte ovale Halsuhren. Derartige Uhren wurden unter anderem auch ab 1560 in Nürnberg hergestellt.
Woher hat das Nürnberger Ei seinen Namen?
Gemeinhin wird angenommen, die Bezeichnung „Ei“ leite sich aus der ovalen Gestalt der Uhren ab. Anderslautenden Meinungen zufolge handelt es sich vielmehr um eine Verballhornung von „Aeurlein“, also Ührlein. Demnach verdankt das Nürnberger Ei seinen Namen dem lateinischen Begriff Hora für Stunde, aus dem der landläufige Sprachgebrauch über Ora, Orelein, Örelein schließlich Eierlein formte.
Wer hat das Nürnberger Ei erfunden?
Auch die Frage, wem die Nürnberger Eier zuzuschreiben sind, ist nicht vollständig geklärt. Zwar werden sie oft dem Nürnberger Feinmechaniker Peter Henlein zugeschrieben, da er um 1510 erste am Körper tragbare Uhren herstellte. Allerdings bestehen Zweifel, dass er der Urheber der Nürnberger Eier ist, weil erste Datierungen um 1550 nach seinem Tod (1542) vorliegen. Peter Henlein baute Uhren in Form hoher zylindrischer Dosen sowie kleiner Kugeln in Bisamapfelform. Die bekannten eiförmigen Uhren stammen erst aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und sind nicht mit Peter Henlein in Verbindung zu bringen.
Miniaturisierung durch Peter Henlein
Obzwar Peter Henlein wohl nicht der Erfinder der Nürnberger Eier ist, sorgte er für die Miniaturisierung der Uhren. Die tragbare Uhr wurde erst durch die Erfindung der Zugfeder vor 1430 möglich. Hierdurch konnten die großen gewichtsgetriebenen Uhren verkleinert werden und fanden z.B. auf einem Tisch Platz. Der genaue Zeitpunkt der weiteren Verkleinerung ist umstritten. Es gibt Berichte aus dem Italien des späten 15. Jahrhunderts, die auf tragbare Uhren schließen lassen. Sicher ist, dass sie seit Peter Henlein in einem nur handgroßen Gehäuse untergebracht werden konnten. Die Erfindung der Zugfeder und des Torsionspendels als Taktgeber wurden oft Peter Henlein zugeschrieben; allerdings wurden solche Gangregler schon im frühen 15. Jahrhundert angewandt.
Unregelmäßiger Uhrgang
Die Gleichmäßigkeit der Schwingung bestimmt die Ganggenauigkeit der Uhr. Weil Torsionen allerdings durch jede Bewegung des Trägers dazukommen, war der Uhrgang recht unregelmäßig. Man vermutet eine Abweichung von einigen Minuten pro Tag. Erst die 1657 von Christian Huygens patentierte Hemmung durch Unruh und Spiralfeder verbesserte den täglichen Uhrengang auf etwa 10 Sekunden.
Andere Bedeutungen des Begriffs „Nürnberger Ei“
Auf Grund seines eiförmigen Turmkorbes wird heute auch der Fernmeldeturm Nürnberg scherzhaft als Nürnberger Ei bezeichnet, ebenso eine ovale Erweiterung der Nürnberger Straße in Dresden.