Genf gilt als eine der wichtigsten Uhrenstädte der Welt. Beheimatet sind hier namhafte Uhrenhersteller des höheren Preissegments wie Rolex, Patek Philippe, Vacheron Constantin und Baume & Mercier. Weiterhin bekannt sind die vom Genfer Uhrenhandwerk eingeführten Qualitätsmerkmale wie Genfer Siegel (Poinçon de Genève) und Genfer Streifen (Côtes de Genève, Filets). Jährlich findet hier die wichtige Uhrenmesse SIHH statt.
Genf als Messestadt
Die schweizerische Stadt machte sich bis zum Ende des 15. Jahrhunderts durch seine zahlreichen Messen einen europaweiten Namen. Zum Uhrenzentrum entwickeln konnte sich Genf nicht zuletzt wegen seiner geographisch günstigen Lage. Die wirtschaftlichen Konkurrenz zu Lyon und die gespannten politischen Beziehungen zu Frankreich und Savoyen drängten Genfs Popularität als Messestadt allmählich zurück.
Weichenstellung für Schweizer Uhrenindustrie
Im Jahre 1541 verfasste der Reformator Johannes Calvin (1509-1564) den sogenannten Genfer Katechismus, eine strenge Unterweisung in den Grundfragen des christlichen Glaubens. Diese Verordnung beinhaltete das Verbot der öffentlichen Schaustellung von „Luxusgütern“; demnach war auch das Tragen dekorativer Schmuckstücke aus Gold und Edelsteinen verboten. Zu jener Zeit gab es in Genf indes zahlreiche Goldschmiede und Juweliere. Calvin forderte diese Zunft zur Neuorientierung auf und legte ihnen nahe, sich der Uhrmacherei zu widmen. Unter dem Einfluss der hugenottischen Flüchtlinge, von denen ein großer Teil Uhrenmacher war, entwickelte sich Genf im ausgehenden 16. Jahrhundert zu einer der wichtigsten Uhrenproduktionsstätten in der Region.
Entstehung einer Uhrmacherkörperschaft
Bereits zu dieser Zeit galten Uhren mit der Herkunftsbezeichnung „Genf“ international als besonders hochwertig.
Das Entstehen der ersten Körperschaft von Uhrmachern im Jahre 1601, der „Meisterschaft der Uhrmacher von Genf“, bildete den Grundstein einer Tradition und einer nationalen Industrie in der Schweiz.
Chronometer-Wettbewerbe
1771 wird in Genf die erste Sternwarte der Schweiz unter der Direktion von Jacques-André Mallet gegründet. Den Schwerpunkt bilden die meteorologischen Beobachtungen. Ab 1790 werden in dem Institut die ersten Chronometer-Wettbewerbe durchgeführt. 1830 wird die neue Sternwarte auf der Bastion de Saint-Antoine erbaut, einer der bedeutendsten Direktoren des neuen Observatoriums war Emile Plantamour.
Genfer Siegel
Das Genfer Siegel (auch Genfer Punze, frz. Poinçon de Genève) ist eine gesetzlich geschützte Qualitäts- und Ursprungsbescheinigung für mechanische Uhren, die im Kanton Genf gebaut und reguliert werden. Die Punze wird, wie auch das C.O.S.C.-Zertifikat, von der Timelab-Stiftung vergeben. Uhren, die die Kriterien erfüllen und die entsprechende Prüfung bestehen, dürfen das Genfer Siegel, die Abbildung des Genfer Staatswappens, auf der Platine oder der Brücke des Uhrwerks führen. Alle Kriterien für das Genfer Siegel betreffen die Qualität der Herstellung und Verarbeitung einer Uhr, erst seit 2012 sind auch die Ganggenauigkeit, Gangreserve und Wasserdichtigkeit hinzugekommen.